Ich denke, also spiele ich by Pirlo Andrea

Autor:Pirlo, Andrea [Pirlo, Andrea]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Biographie & Autobiographie
ISBN: 9783868835571
Herausgeber: Riva Verlag
veröffentlicht: 2015-03-09T00:00:00+00:00

11

Andrea, wir haben diesen Huntelaar verpflichtet, du musst also bleiben.«

Silvio Berlusconi lächelt, während er mir ein Blatt Papier hinhält, das er soeben aus seinem Zweitageköfferchen gezogen hat. Vollgeschrieben mit Zahlen und dann noch das Foto eines blonden jungen Mannes. Die Statistiken des neuen Stürmers, den er gerade gekauft hat. Neben ihm steht der Füllermann und studiert aufmerksam meine Miene, sucht nach Anzeichen, wie ich reagiere. Nur wir drei saßen im Kaminzimmer in Milanello, auch wenn draußen alle wussten, dass wir hier waren. Nun, Huntelaar ist ein ausgezeichneter Spieler. Er kann Tore schießen, viele Tore. Sie haben ihn von Real Madrid geholt, doch er ist kein Kandidat für den Ballon d’Or.

»Nun, Andreino, was sagst du?«

Der Präsident des AC Mailand hatte an jenem Tag eine schwierige Aufgabe. Er musste mich überzeugen zu bleiben, den bereits gepackten Koffer, der nur darauf wartete, gewogen und versandt zu werden, zurückzuholen und wieder auszupacken. Wir schrieben den August 2009. Ich hatte mit Chelsea eine Vereinbarung getroffen, das sich Ancelotti als Trainer gegönnt hatte. Ancelotti ist ein Vater für seine Spieler, ein Meister, ein Witzbold und dazu noch sympathisch. Mit ihm habe ich die schönsten Jahre meiner Karriere verbracht. Für jeden Spieler, der alles geben und weiterkommen will, gibt es keinen Besseren als ihn. (Er ist besser als Mazzone, mit dem ich in Brescia trainierte. Mazzone ließ bis zum Donnerstagabend das Training von seinem Vize leiten, weil ihm kalt war und er lieber in der Kabine blieb, eingepackt in einen dicken Mantel.) Ancelotti war der eigentliche Grund, warum ich nach London wollte. Berlusconi hatte mittlerweile ein zweites Blatt aus dem Koffer gezogen, eine Liste mit zahlreichen Namen. Einer davon war eingekringelt.

»Bleib doch bei uns. Wir haben Huntelaar gekauft.«

Huntelaar ...

»Wir hätten andere haben können, sogar Claudio Pizarro, aber wir haben uns für ihn entschieden.«

Huntelaar ...

»Hör mal, Andrea. Das kannst du nicht machen. Aus, basta. Du bist das Wahrzeichen von Milan. Außerdem haben wir schon Kakà verkauft. Wenn du jetzt auch noch gehst, wäre das ein herber Schlag, auch für unser Image. Es kann doch nicht sein, dass jetzt alle gehen.«

Während des Confederations Cup, den ich gerade mit der Nationalmannschaft in Südafrika gespielt hatte, hatte ich häufig mit Ancelotti telefoniert. Das lag allein schon daran, dass es zwischen Südafrika und England kaum eine Zeitverschiebung gab. Man musste also nicht elend früh aufstehen, um mit dem anderen zu reden. Er wollte mich in London haben, um jeden Preis. Aber genau der Preis war das letzte, ja das einzige Hindernis. Unüberwindlich. Milan verlangte zu viel. Außerdem wollte man auch den einen oder anderen Spieler haben, Ivanović zum Beispiel, einen Verteidiger, den Chelsea allerdings nicht abgeben wollte.

»Herr Präsident, ich weiß es zu schätzen, dass ich hier als Ikone betrachtet werde, doch mein Vertrag läuft aus, und dort bietet man mir einen Vierjahresvertrag an.«

Und zwar mit einem Salär von fünf Millionen Euro pro Saison, aber eigentlich ging es mir nicht ums Geld. Die Dauer des Vertrages hingegen zählte für mich sehr wohl, denn es ist immer von Bedeutung, wie lange dein Vertrag bei einem bestimmten Klub läuft.

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